Gedankenprotokoll eines Kampfradlers: Die 325 Milliarden-Frage

Duisburg-November- ( uhr - 16°

Merkwürdige Zeiten sind das: Der rechte Pöbel und auch Teile meiner Blase findet es unmöglich, wie „Die letzte Generation“ auf die Thematik „Klimawandel“ aufmerksam macht, indem sie Bilder mit Tomatensoße bekleckst. Spinner seien das halt, die dem Anliegen mehr schaden als nutzen. Hä, was sollen sie denn bitte schön sonst machen?

Was passiert, kann man alles (hier) nachlesen und es ist tausendfach evaluiert, wenn das 1,5°-Ziel verfehlt wird. Aber unsere Regierung ist ja auf Kurs, denn das deutsche Klimaschutzgesetz besagt ja, dass bis 2030 die Emissionen im Verkehr beispielsweise um 48% sinken müssen. Ist doch alles in Butter: Ziele kann man sich ja setzen, dann kann man ignorieren, dass in 2021 die verkehrsbedingten Emissionen erst mal wieder gestiegen sind und im Januar 2022 der Fahrzeugbestand auf 67,7 Millionen in Deutschland stieg. Und das bei 84 Millionen Einwohnern, wovon 14 Millionen noch nicht erwachsen sind.

Tja, und das sind diese bösen, verwöhnten Kinder, die sich auf Straßen kleben und unsere alten Meister schänden! Und das nur, weil weite Teile der Erde unbewohnbar werden! Klar, die sollen erst mal arbeiten gehen! Und dann sollen sie gucken, wie sie zur Arbeit kommen!

Dass Protestformen leider radikaler werden müssen, wenn man irgendwie noch was rausholen will und die gewählte Aktion hier ja vergleichsweise harmlos ist, denn die Bilder hinter Glas sind ja unbeschädigt, wird geflissentlich übersehen. Und die Dringlichkeit, auf die Experten verweisen, wird ignoriert. Das erinnert an die Szenen in der Dystopie IDIOCRACY, in denen ein Ernährungsproblem herrscht, weil die Felder mit Gatorade gedüngt werden.

Genauso fließen derzeit 31 Mrd Euro an umweltschädlichen Subventionen in den Verkehrssektor, während in Duisburg beispielsweise die DVG den 10 Minutentakt der U79 (eine der wichtigsten Nahverkehrsverbindungen) nicht mehr halten kann und auf 15 Minuten umschaltet. Dass die Bahn eh schon ständig ausfällt, kommt noch dazu. Laut fairkehr  (4/2022) kostet es 600.000 Euro, 50 Jahre einen Opel Corsa zu fahren. Davon bezahlt die Allgemeinheit 40%. Fällt jemandem  auf, wieviel Kohle übrig wäre, wenn die 67,7 Millionen PKW nicht wären und das Geld für eine Verkehrswende und die Dämpfung der finanziellen Belastungen einer Postwachstumsgesellschaft übrig wären, die untere Einkommensgruppen tragen müssten? Allein für das nicht zu finanzierende Auto würde jeder Autofahrer auf fast 7000 Euro Einkommen pro Jahr verzichten können. Fast 5000 Euro würde das die Allgemeinheit pro Jahr und Opel Corsa entlasten. In Summe sind das 324.960.000.000 Euro pro Jahr. Und das bei Opel Corsas. Also 325 Mrd Euro ständen jährlich zur Verfügung. Ist ein bisschen naiv, ich weiß, aber ich glaube, mit der Summe ließe sich in so einem Land wie diesem einiges schaffen, um auch Pendler zur Arbeit zu bringen.

Aber nein, die Automobilindustrie ist heilig. Heilig wie das Gemahle (Zitat Eisenpimmel), das in den Museen hängt. Heiliger als Zukunft und Lebensqualität für die Menschheit. Und das ist nur eine Baustelle, die beackert werden muss. Wie ich finde, kann man dafür schon mal ein Bildchen bekleckern. 

Ach ja, schön warm hier!

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