Triggerwarnung! Ernte 77 vs. Rules of this game.

Die neue LP von Ernte 77 ‚GRUSS AUS DER KÜCHE‘

Ernte 77? Da war doch was? Aufmerksame Leser schmeißen schon mal die Popcornmaschine  an. Ihr letztes Album fiel unter die beliebte Rubrik der Verrisse. Das ist wenig bemerkenswert, denn das Tischtuch zwischen Millenials und Boomern ist bekanntlich zerschnitten und so weit entfernt voneinander wie die beiden Hassprediger Nuhr und Böhmermann. Aber halt! Ich musste mich im Fall von ERNTE 77 von lieb gewonnenen Urteilen trennen. Ihre Reaktion, meine Worte in minimal veränderter Version für sich werbewirksam einzusetzen, lässt mich heute noch schmunzeln.
Ein wenig Angst hatte ich trotzdem, als Jürgen von Rookie Records mit dem neuen Album  um die Ecke kam. Gerade so die Abteilung ‚Zwinker,Zwinker‘ geht ja selten so über FUNK-Niveau hinaus. 

Aber was soll ich sagen und lang herum reden? All die Sorgen sind überflüssig: ERNTE 77 hauen mit der neuen Scheibe echt einen raus. Sie sind wirklich nachhaltig lustig. Zwischen Dada und Poesie liefern die Enkelkinder von Chefdenker hier ab. Ein Sänger, der auf Dauer immer noch nervt, aber auf so sympathische Weise zu den Texten passt. Das ist nie ein Abklatsch, sndern immer eigen.

Wer Texte wie ‚Faszination Hubschrauber‘, ‚Ampeln beschimpfen‘ und ‚Zum Glück gibt es Kuchen‘ macht, der verdient tiefste Zuneigung. Das ist kein KI-generierter Einheitsbrei, das ist für mich pure Schönheit. Und das ich mir die über 40 Minuten tatsächlich ohne Pause geben kann, weil es einfach permanent etwas zu entdecken gibt, find ich prima. Meine alten Vergleiche mit Bertz Rache oder den Shitlers würde ich immer noch heranziehen, aber dieses Mal stimmt die Mischung. Link zum aktuellen Video ‚Landungsbrücken rein‘.

Die erste LP von RULES OF THIS GAME …

heißt ‚The Day We lost our fears‘ und lässt mich etwas schulterzuckend zurück. Das Kölner Duo hat sich bestimmt nicht nach dem Hotknives-Song benannt, wecken in mir auch eher Assoziationen mit PINK oder TRANSVISION VAMP, aber ohne Hit, noch nicht mal einer! Aalglatter Sound, ohne Ecken und Kanten, ich kann gar nicht sagen, dass das besonders schlecht wäre, aber kein Song sticht heraus. Jelena von den Mars Moles hat mal sowas ähnliches vor Urzeiten versucht. Hm, es plätschert so vor sich hin, Radiomusik in seiner belanglosesten Form.

Da ist kein Wiedererkennungswert, kein Refrain, der hängen bleibt, kein Kniff, der mich aufhorchen lässt. Die Songtextfetzen hören sich Phrasen-KI-gedrescht an. ich hab überhaupt keine Ahnung, wie man gestrickt sein muss, um daran etwas Erwähnenswertes zu finden. Kann das sein, dass wir da einen Tee zu viel intus hatten, als wir diese Platte zugesagt haben, Sunny Bastards?

 

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