Der Hundesalon reality check

Wie steht es eigentlich um den “Hundesalon Amigo” auf der Musfeldstraße? Wir erinnern uns: Der “Verein für die solidarische Gesellschaft der Vielen” will hier einen Kultur- und Begegnungsort entstehen lassen.

Für viele Duisburger eine elektrisierende Nachricht. Im Sommer hatte ich die Gelegenheit, mir ein Bild von der Location in Hochfeld (Stadtplan) bzw. Dellviertel (Immobilienmakler) zu machen. Die Dimension der Räumlichkeiten: Beeindruckend! Der Zustand: Hier wird Geld – vielleicht sogar viel Geld – gebraucht. Die Gefühlslage nach dem Ortstermin: Zwischen Euphorie und Skepsis.

Ein paar Monate sind seitdem ins Land gegangen und die Nachrichtenlage ist unübersichtlich. Mal Lena und Özkan nach dem aktuellen Stand der Dinge fragen. 

Vor dem Gespräch drehe ich eine kleine Runde auf der Musfeldstraße. Das Eiscafé Behrens direkt gegenüber vom Hundesalon hat schon Aufkleber auf die Fenster der alten Apotheke gepappt, der Umzug läuft also augenscheinlich an und ich werfe kurz auch einen Blick auf das “Theisen-Kabelwerke” – Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hundesalon. Nach den Plänen der GEBAG soll hier ein neues Wohngebiet mit rund 200 Wohneinheiten entstehen. Wann hier genau die “Bagger rollen” sollen, steht noch in den Sternen.

Im Hundesalon haben sich ein paar kleine Dinge verändert. Es riecht nicht mehr nach Hund und die Spülbecken am Rande des großen Raums wurden zwischenzeitlich rausgerissen. Eine Heizung gibt es noch nicht, so dass wir gemeinsam ein wenig beim Gepräch frieren müssen.

Nicht sexy

Wir reden über Anträge, Fördermittel und bauliche Maßnahmen. “Keine sexy Themen”, wie Lena befindet, aber es sind die Dinge, die erledigt werden müssen, damit der Hundesalon Realität werden kann. Aktuell wird an einem Nutzungskonzept gearbeitet, welches die Grundlage für den Zugriff auf Fördermittel und Gespräche mit Entscheidern bildet. Eine mögliche Option wäre z. B. die städtebauliche Förderung. Landesmittel, die “die Wohn- und Lebensqualität sowie die Nutzungsvielfalt in den Quartieren” erhöhen, “die Integration aller Bevölkerungsgruppen” unterstützt und “den Zusammenhalt in der Nachbarschaft” stärken sollen.

Özkan berichtet von einem Bachelor-Abschlusskurs für Architektur, der die Umbaumaßnahmen konzeptionieren soll.

Vernetzen

Vernetzung ist wichtig, da sind sich alle einig, auch Klaus, der vor Ort ist, aber parallel zum Gespräch mit einem Beitrag zu den Duisburger Akzenten beschäftigt ist. Dazu gehört die Mitgliedschaft in der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur NRW und der Kontakt mit anderen Akteuren in Duisburg wie dem Stapetor in der Innenstadt und dem Lokal Harmonie in Ruhrort. “Wir befinden uns da im regelmäßigen Austausch und nicht in Konkurrenz”, berichtet Lena. Auch mit wichtigen Funktionsträgern wird im Hintergrund gesprochen. Diskret, wie mir erklärt wird, um weiteren Nachfragen meinerseits vorzubeugen.

Kein Djäzz

Ich leiste Trennungsarbeit. In meinem Kopf hatte ich den Hundesalon noch immer lose unter “Djäzz-Nachfolger” abgelegt, als der Verein schon längst von Soziokultur und Stadtteilarbeit in Hochfeld sprach. Meine Fehlleistung, gespeist von der Hoffnung, am Wochende im Salon bis in die Puppen auf der Tanzfläche zu zappeln.

Lena entwirft ein Bild von dem, was im Hundesalon künftig passieren soll. Bildungs- und Beratungsangebote, Diskussionsveranstaltungen, Filmvorführungen, Lesungen, Kinder- und Jugendarbeit für den Stadteil. Das klassische soziokulturelle Programm also. Besonders wichtig: Ein Raumangebot für Inititativen und Gruppen des Stadteils realisieren. Einen repräsentativen Ort für diese Gruppen schaffen, der sie im Stadtleben sichtbarer werden lässt.

Özkan steuert ein weiteres, sehr konkretes, Beispiel bei: Mietangebote für Gruppen, die bezahlbare Räumlichkeiten für Festivitäten im Stadtteil suchen.

Natürlich wird es auch Konzerte und Getränkeausschank geben. Das wäre ein vergleichsweise einfacher Teil der Umsetzung. Aber auch das Nachtleben in Duisburg soll bereichert werden, denn das große Kellergewölbe des Hundesalons schreit nach einer solchen Nutzung. Ein eher schwieriger Teil, aber meine Dancefloor-Hoffnung sollte ich nicht begraben, ermutigt mich Özkan.

Die Sache mit dem Geld

Wir kommen zum heikelsten Punkt. Die Sache mit dem Geld. Lena und Özkan rechnen ein wenig im Kopf. Sechsstellig ist der Geldbedarf in jedem Fall. Wie hoch genau können sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht exakt abschätzen. 

Ohne finanzielle Unterstützung – egal aus welchem Topf – wird es nichts werden. Ich bringe Crowdfunding ins Spiel, denn das Geld von Privatpersonen ist heutzutage nur einen Mausklick entfernt. Damals für das Djäzz kam so ja auch einiges an Geld zusammen. Geld, das für die Mietzahlungen des schon nicht mehr bespielten Ladens und die Abwicklung draufgegangen ist.

Selbverständlich hat der Verein auch über diese Option nachgedacht. Ein Teil des Geldbedarfs lässt sich sicherlich darüber decken. Ein Crowdfunding wird es in absehbarer Zeit geben, aber in einem größeren Rahmen mit der Unterstützung anderer Initiativen.

Kurz reden wir auch über Mäzene. Warum sollten ortsansässige Firmen oder finanzstarke Alturisten eigentlich nicht ihren Beitrag leisten? Wir träumen kurz gemeinsam, aber realiter lassen entsprechende Angebote noch auf sich warten. 

Befeuert durch Fotos aus meiner Bubble, die mir bekannte Kulturschaffende mit Claudia Roth beim Einheimsen von Kulturpreisen zeigen, fabuliere ich kenntnisarm ein wenig über den Musikfonds von dem ich irgendwo gelesen habe.  Ein paar Seiten Antrag und schon öffnet sich der Geldtopf, vermute ich ins Blaue hinein. Lena zieht mir müde lächelnd den Zahn. Dahinter steckt eine jährliche, sehr konkrete Planung des Kulturprogramms im Voraus, die eben nicht “mal eben” zu wuppen ist, erklärt sie mir. Außerdem sind die Grenzen, was genau gefördert wird, eng gesteckt. Punkkonzerte am laufenden Band und meine ganz persönliche Wunschliste lassen sich so einfach also nicht fremdfinanzieren. Schade.

Premiere

Bleibt die vielleicht wichtigste Frage nach dem Eröffnungstermin des Hundesalons. Wenn alles so läuft, wie es laufen soll, wäre ein Start im Spätsommer möglich. Vielleicht aber auch erst im Herbst, um eine vorsichtigere Prognose abzugeben. Es ist viel zu tun und die Arbeit läuft ausschließlich ehrenamtlich. Das ZK am Hochfelder Markt will täglich bespielt werden und “nebenbei” wird an der Organisation des “Fest der Vielen”, das im August wieder im Rheinpark stattfinden wird, gearbeitet. Die Ressourcen sind also begrenzt, auch wenn die Zahl der Mitstreiter im Verein steigt, wie Lena zu berichten weiß.

Teilhabe

Arbeitskraft für die anstehenden Umbauten ist ein Thema. Der Verein hat zwar schon eine Reihe von Leuten im Sack, die anpacken wollen, wenn der Startschuss für den Umbau fällt, aber gegen weitere handwerklich befähigte Freiwillige bestehen keine Einwände. Trinken im ZK ist hilfreich. Es ist so einfach. Vereinsmitgliedschaft und der Finger auf der Maus, wenn das Crowdfunding kommt. Und falls Mäzene unter den Lesern sind: Ihr wisst, was ihr tun könnt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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