Heinrich lies!, Troops of the Sun und die Angst im Kultube

Das Licht ist toll!

Ein Abend durchaus nicht nur mit gut gelauntem Hass

Eine gewisse Gladbach-Affinität scheint Marion und mir ja gegeben zu sein. Muss aber schon etwas heftiger sein, denn sonst macht sich das Ruhrgebiet und Rheinland schon ziemlich rar in der Hauptstadt des Düsterpunks. Anyway, wenn TROOPS OF THE SUN spielen, müssen wir dahin. Also auf zum Kultube, dem Laden, der aufgrund freundlicher Anwohnerinteressen ein Leben am Abgrund führt. Gleich drei Bands sind es heuer und HEINRICH LIES! spielen schon, als wir den Hochkeller betreten. Fetter Sound! Hören sich viel aufgepumpter an, als auf ihren Studioaufnahmen vermutet. Was drei Leute mittels moderner Veranstaltungstechnik so hinkriegen können. Die Wucht der dunklen Emotion trifft uns ins Mark. Auf Dauer ist mir der Tex Brasket/Joe Cocker-Vibe des Sängers aber zuviel. Außerdem ist die Lautstärke wirklich extrem. Also vor die Tür zum Geschichten hören und erzählen.

Dann die ersten Klänge der nächsten Band. Und Überraschung: Als zweites stehen die TROOPS OF THE SUN auf der Bühne. Tja, und was soll ich sagen: Es startet katastrophal. Es gibt Soundprobleme ohne Ende. Rückkopplung, komischer Hall auf dem Gesang, ausgefallene Monitorboxen… es geht alles schief, was schief gehen kann. Die Laune geht mehr bei der Band als im Publikum in den Keller. Zitat Maul: „Ich bin nicht altersmilde, ich bin altersverzweifelt!“ Ich selbst bin etwas fasziniert von der negativen Energie, die entsteht. Im Laufe des Gigs klappt es mit dem Sound und am Ende lächelt Eddie sogar mal kurz. Fünf Jahre Postpunk hinterlassen weniger Wut als einmal verkorkster Auftritt. Ein Leid, das mir als Nichtmusiker erspart blieb.

Wieder draußen erfahren wir Geschichten zum Schmunzeln von Rex Dildo, dem DIE STRAFE-Vorgänger und dass der Mischer („Es hat sich schon mal jemand totgemischt!“) sonst immer alles hinkriegt, sogar einer der Ausnahmekünstler an den Reglern ist.

Dann DIE ANGST! Nach ihrem letzten Auftritt vor DIE STRAFE im selben Laden gab es den ersten Corona-Lockdown. Kommt jetzt dieses komische neue Indienvirus? Was würde uns erwarten? Beim letzten Mal hatten wir zwei Tonträger gekauft, weil es uns so gut gefallen hatte. Und vielleicht gefallen sie uns dieses Mal sogar noch ein wenig besser. Vielleicht liegt es auch wieder am Sound. Der ist super fett und dicht. Das funktioniert ganz prächtig. Durch zwei Sänger gibt es auch deutlich mehr Abwechslung. Ich fühle mich an die besten Momente der FLIEHENDEN STÜRME erinnert. Eine Idee, die ich bei den Konserven nie gehabt hatte. Die neuen Songs, allen voran „Zu kalt“, zünden sofort. Marion merkt an, dass DIE ANGST auch die bestaussehendste Band des Abends ist. Ob das am Oberkleid des Drummers liegt? Prima, denke ich, immer wieder gut hier zu sein! Die Atmosphäre stimmt, das Licht im Kultube ist toll und die Klimaanlage aka der Ventilator läuft!  

Am 2.10. sehen wir uns im Projekt 42 bei Die Strafe wieder. Bin mal auf die Überraschung gespannt!

‚düsterer Abend in Gladbach‘

2 Kommentare

  1. Hi Swen,
    ich finde, Du hast den Abend gestern im Kultube sehr fein zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. Chapeau! Wir selbst sind zwar sehr regelmäßige Konzertgänger, aber in recht vielen unterschiedlichen Genres, Städten und Clubs unterwegs. Von daher sind wir keine MG-Stammgäste, aber auf einige Kultube-Konzerte haben wir es in den letzten Jahren schon gebracht.

    Meine ergänzenden, persönlichen Eindrücke zu gestern:
    Ich war nach den teilweise doch sehr “speziellen” Studioaufnahmen von HEINRICH LIES! durchaus sehr positiv überrascht von deren Auftritt. Ich fand´s auch absolut nicht zu laut. Mit wenigen, einfachen Mitteln hat die Band einen runden, auch atmosphärisch stimmigen 40-minütigen Auftritt hingelegt, in dem auch genug Spannung lag. Der Sänger hat mich keineswegs enttäuscht und die Kompositionen waren bei aller Schlichtheit auf einem absolut überraschenden Niveau. Vom ersten Ton an ein wirklich gelungener Auftritt. Hab´mir dann auch die schöne CD und das Tape gekauft.

    Den Auftritt von TROOPS OF THE SUN hast zu wunderbar beschrieben. Dem möchte ich dann auch nichts hinzufügen. Es gibt halt so Tage, da wäre man lieber gleich im Bett geblieben….. Beim nächsten Mal wird´s dann hoffentlich wieder besser laufen.

    In diesem Zusammenhang möchte/muss ich auch noch auf den angesprochenen Mischer eingehen. Dieser liebe Mensch macht (wenn wir im Kultube waren) stets einen ganz großartigen Job. Der Sound ist da bisher immer weit überdurchschnittlich gewesen, zum Beispiel bei den Auftritten von DEW, NUAGE UND DAS BASSORCHESTER, DUESENJAEGER oder auch dem Gig 2020 von DIE ANGST und DIE STRAFE. Daher würde ich ihm die Pannen bei TROOPS OF THE SUN gestern nicht ankreiden, gerade wo der Sound bei den anderen beiden Bands hervorragend abgemischt war.

    Dass DIE ANGST (trotz rasend schnellem Aufbau) schlussendlich erst um 21.15 h anfangen konnten und daher doch etwas unter Zeitdruck standen, war natürlich ein wenig schade. Aber was die Band dann ablieferte, war wirklich herausragend. Als langjährige, überzeugte FLIEHENDE STÜRME-Fans war die große stilistische Nähe natürlich nicht zu verkennen, aber auf eine sehr sympathische Art, weit entfernt von jedem Plagiat.
    Die “Hitdichte” (blödes Wort, ich weiß) war enorm. Es fiel tatsächlich kein Song ab. Die gut 50 Minuten vergingen fast wie im Flug.
    Reihenweise phantastische, extrem druckvolle und zeitweise hochmelodische Kompositionen. Ein wirklich hervorragender Auftritt, der mir gezeigt hat, dass es sich hierbei tatsächlich um eine echte Ausnahmeband handelt.

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