Von Meinerzhagen nach Cologne: Junggesell:innenabschied mit Detlef

Thomas und Nicole

Prolog

Wenn Detlef aus Köln rufen, ein Video zu drehen und noch Darstellerinnen suchen, die zum Song Junggesell*innenabschied mimen, dann kann Mari natürlich nicht Nein sagen. Und ich kann natürlich nicht nicht versuchen, als Zaungast hinter die Kulissen zu blicken. Schließlich sind die Jungs bekannt dafür, in ihren Videos nicht bloß langweilig ihre Instrumente zu zupfen, sondern Geschichten zu erzählen. Dazu haben sie mit Erwin und Lenz aus Linz ja mittlerweile ein Gesicht und einen versierten Videoproduzenten, die es schaffen, die Songs gekonnt zu inszenieren.

Mit weiterer Lokalprominenz aus den Zwillingsstädten Düsseldorf und Duisburg, Viola, Claudia und Ise im Gepäck ging es also an einem nasskalten Tag in den Zug.

Eine gewisse Grundspannung ließ sich nicht leugnen, denn alle wussten, was ein Junggesell*innenabschied-Video-Dreh bringen konnte. Da ist der Rollenwechsel, die verhasste Tat auszuführen und die Peinlichkeit, die damit verbunden ist. Würde man das aushalten?

Der Rest erwartete uns verspätete Gäste etwas verloren in der Eingangshalle des Kölner Hauptbahnhofs. Das ursprüngliche Ausgangsziel musste gecancelt werden, weil der Zug ausfiel und so wurde kurzfristig mit Euskirchen ein Double für Meinerzhagen gefunden, das als Ausgangspunkt der Feiernden gesetzt wurde.

 

Erster Akt – Die Verwandlung

Am Bahnsteig begann dann Team Thomas mit der Verkleidung, die aus Team-Shirts in schwarz bestand. Hauptdarsteller Erwin bekam natürlich das rosa Shirt (Scheisse, ich bin Thomas!), einen Schleier und ein Tüllröckchen. Der Boxentest mit grausamen Schlager wurde ebenfalls eingeleitet. Die Damen vom Team Nicole begannen die Verwandlung im Zug mit allerlei nützlichem Plunder, wie Kettchen und kleinen Trinkgefäßen. Motto: Feminismus und Pimmel! Renate wurde zur wunderhübschesten Braut ever ausgestattet. Mit dem ersten fließenden Alkohol, der ja sonst eher verweigert wird, begann die Dynamik schon vor dem eigentlichen Dreh.

 

Zweiter Akt – Die Karawane zieht los

Euskirchen präsentiert sich mit kleinem Bahnhof und dazugehöriger Trostlosigkeit genau als der Ort, der junge Erwachsene dazu veranlasst, diese Orte zu verlassen: Ist das noch Tagebau oder kann das weg?

Chöre werden geschmettert: HaHoHuHi und Hohehihi. Oder wie war das noch gleich? Die Detlef-Chöre meistern das mit Bravour. Freundliche Taxifahrer stellen gar spontan ihr Fahrzeug zur Verfügung. So geht das. Alle sind so merkwürdig freundlich zu uns. Nur ein kleiner Kommentar eines Passanten lässt mich hoffen: „Können die den Scheiß nicht in Köln feiern?!“

Ja, das haben wir vor. Im Zug werden die Gruppen getrennt und wenige Fahrgäste flüchten in andere Abteile, denn die Profis (Hallo Richard!) drehen auf. Es wird unangenehm. Die Fremdscham wird mit Alkohol ertränkt, aber noch will niemand ‚Auf gute Freunde‘ auflegen, nur Mexiko und der berühmte Puff nach Barcelona sorgen für internationales Flair. Merwürdigerweise immer noch kein Hass! Im Gegenteil: vermutlich Stockholm-Syndrom. Es kommt zu Verschwesterungen „Thomas, herzlichen Glückwunsch!“ und Beileidsbekundungen „Nicole, lass es! Der Typ ist hässlich und dick!“

 

Dritter Akt – Cologne, Cologne …

Back in Köln läuft der Verkauf auf der Domplatte unfassbar gut. Thomas und Nicole sind jetzt so richtig drin. Da geht einiges an Kondomen, Fachzeitschriften für Incels und lustigen Accessoires. Menschen, vor denen man sonst gezielt selbst wegrennt, rennen jetzt selbst weg. Aber das kölsche Lebensgefühl wird auch von auswärtigen Touristen geschätzt (Hallo Leipzig!).

Zur Stärkung geht es zum Eigelstein natürlich in ein Brauhaus. Deftig soll es sein und ist es. Erste Schlafpausen (Hallo Manuel!) werden eingelegt, aber der Kellner ermahnt uns auch, nicht ganz so aufzudrehen.

Dann der Glücksfall: Wir treffen auf eine andere Gruppe junger adoleszenter Hirsche in der letztmaligen Brunft. Der braucht Autogramme auf den Pobacken. Die soll er von Nicole bekommen, wenn das gefilmt werden darf. Richard gibt alles, um Überzeugungsarbeit zu leisten: „Du bist doch ein Mann!“. Leider kommt der Deal nicht zustande: „Du bist halt noch nicht reif für die Ehe!“

 

Vierter Akt – Bierpong

Wir torkeln weiter in Richtung Bierpong-Kneipe – ja, sowas gibt es! -. „Döp, döp döp“ und hoch die Tassen. Gar nicht so leicht, den Level dabei zu halten, wenn alle so wenig zielsicher sind. Dann kommt es zum Eklat: Julia fasst mir an den Po. Gar nicht so übel: Ich mache böse Miene zum guten Spiel.

 

Fünfter Akt – Alles hat ein Ende

Der Schlussakt gerät zum Höhepunkt des Dramas: Heftige Streitszene zwischen den Brautleuten vor einem Kiosk. Na, sowas, wer hätte das gedacht? Die sahen doch so glücklich aus! Manuel versucht zu retten, was zu retten ist, lässt dabei aber drei Bierflaschen im Kiosk zerdeppern, was nicht nur auf freudige Erregung trifft.

 

Epilog

Beglückt geht es auf die Heimfahrt und es bleibt das merkwürdige Gefühl, so wenig gehasst zu werden für Dinge, die man selbst so hasst.

 

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