Gedankenprotokoll eines Kampfradlers: 19°C in der Bude 

Was haben Planlos und Tocotronic gemeinsam? Beide Touren fallen mangels Vorverkauf aus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt? Aber kein Konzert, heißt auch null Emission, weil keine Heizung und keine Anreise. Keine Arme, keine Kekse, sagte man früher.

Der Übergang ist ja auch eine recht undankbare Zeit für optimal eingestellte Gasthermen: Erst ab 15° sagt der Außenfühler, dass es überhaupt Heizzeit ist und dann ist die Temperatur noch auf lauwarme Badewanne gestellt. Und ich frage mich, warum mir außen 19°C wie Sommer vorkommen und innen wie sibirischer (darf man das noch sagen?) Winter? Und kommt der Shirt an-Song von Pogendroblem jetzt nicht zur Unzeit? Hätte es nicht ‚Kapu an‘ heißen müssen und sie hätten den Hatern den Wind aus den Segeln genommen? Aber will man das überhaupt? Wäre ja auch langweilig, wenn die Alten nix zu maulen hätten. Wie du es machst, ist es verkehrt! Ich habe ja in ihrem Alter selbst am Strand ein T-Shirt getragen, allerdings aus Bodyshaminggründen.

Immerhin kommen so meine vier Kapuzenpullis zum Einsatz, zumindest manchmal. Übrigens halten die Dinger lebenslang! Aber ich bin es ja sonst gewohnt gewesen, im Winter die Heizung aufzudrehen und so im T-Shirt und Hotpants durch die kalten Tage zu kommen. Der Gasabschlag wird jetzt verdoppelt, aber zweimal ist die Erhöhung noch über durch die Sonderzahlung gedeckelt. Dann werden 200 Milliarden rausgepumpt, um mir den Shirt-Winter zu retten. Dabei sind schlechte Laune, Misanthropie und Kulturpessimismus doch die Leitplanken meiner Existenz. Aber schön ist das nicht, zu meckern, wenn alle das tun. Mit Gegenwind macht das Radfahren ja auch mehr Spaß!

Achtung! Ausnahmsweise mal nicht lustig! In Düsseldorf ist einer von der Theodor-Heuss-Brücke mit dem Fahrrad gestürzt. Glücklicherweise ist er wohl noch am Leben. Gute Besserung! Was passiert natürlich? Selbstverständlich werden die beliebten „Radfahrer absteigen“-Schilder aufgestellt. Die sind ja sonst an jeder Baustelle die ersten, die aufgestellt werden. Könnte man Autobahnen nicht auch erst einmal sperren, wenn dort Unfälle passieren? Die Brückengeländer seien nicht hoch genug. Stimmt! Das ist auch der Gund, warum dieses Schild auch an der Eisenbahnbrücke von Duisburg Hochfeld nach Rheinhausen steht. Leider ist das die ansonsten einigermaßen sichere Querungsmöglichkeit zur anderen Rheinseite hin. In Düsseldorf ist das Problem seit 2018 bekannt und man bemüht sich, jetzt schnell zu handeln. Immerhin! So lange müssen die Radler halt schieben. Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt‘s. Machen bestimmt alle! In Duisburg hingegen redet man lieber nicht darüber. Kontrolliert wird auch nicht, was ja auch nur fair ist und weswegen auch Motorradfahrer die Eisenbahnbrücke bevorzugen.

Aber mal was Gutes: Großbauprojekte der Kommunen werden derzeit verschoben. Alles hat seine zwei Seiten: Da wo nix gebaut wird, kann auch kein Scheiß entstehen. Derzeit sind sogar Straßen davon betroffen. In den Städten und Gemeinden wird priorisiert: In meiner Heimatstadt heißt das vermutlich, dass man leider nicht seinen Teil für den RS1 (Radschnellweg 1) leisten kann. Überhaupt bin ich mal gespannt, welche Prioritäten diesen Herbst bei der Laubentsorgung auf den Wegen gesetzt werden. Bestimmt werden dieses Jahr zuerst die Radwege geräumt, anstatt das Laub von der Autofahrbahn weg auf diesen zu pusten.

Nächste Woche fängt auch die Schule wieder an. Und in 10 Jahren haben wir ungefähr eine Million Schüler mehr in den Klassenräumen. Glücklicherweise ist ja genug Platz, die Lehrkräfte (im Volksmund Leerkräfte) sind bestens ausgebildet, zuhauf vorhanden, um in multiprofessionellen Kuschelteams neue Generationen von überqualifizierten Fachkräften aus diesen wissensbegierigen jungen Menschen zu schaffen.

In diesem Sinn: Kapu an und schönes Wochenende!

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