Oi! The LyriK: Pöbel und Gesocks Oi!-Punk pervers

Text und Titel

Der Opener des 1994 auf Teenage Rebel Records veröffentlichten Albums „Schönen Gruß“ ist Einstimmung auf und Leitlinie des folgenden Programms und markiert den Neubeginn der Band Beck‘s Pistols unter dem Namen Pöbel und Gesocks um den charismatischen Frontmann Willi Wucher. 

Songtitel und Songtext bilden hier eine Einheit. Eine Strophe respektive ein Vers bildet den gesamten Text. Insgesamt wird der Vers zehnmal (2x,2x und (2x + 4 x)) wiederholt, einmal in der Variante als Schlachtruf mit drei vorangestellten Oi!.

Die Reduktion auf einen Vers ist sowohl Einengung auf wenige Worte, gleichzeitig auch Raum für offene Interpretation. So ist der kurze Vers in mehrfacher Hinsicht interessant. Mit „Oi!“ ist zweifelsohne ein Verweis auf das musikalische Genre der Skinheadmusik gemeint. Diese Onomatopoesie kann aber auch als Überraschungslaut gelesen werden, der als Durchkopplung zum Kompositum Oi!-Punk eine Steigerung durch das Adjektiv „pervers“ erhält. Dadurch bekommt die an sich harmlose Oi!-Punk Bewegung eine Färbung in das Ruchlose und Abartige. Da der Begriff häufig im Zusammenhang mit tabuisiertem Sexualverhalten genutzt wird, bleibt zunächst das Spiel mit der Auslegung. In der musikalischen Darbietung bleibt die mehrfache Wiederholung des Verses offen für das Verständnis. So kann es als Oi!, das ist Punk in pervers gehört werden. Die starke Alliteration ‚Punk pervers‘ spricht für eine solche Rezeption. Die zeitlichen Umstände mit dem Erstarken der Oi!-Punk-Szene als unpolitisches Gegengewicht zur oft biederen Punkbewegung der 90er sprechen dafür. Auch die Lesart als Aufruf, dass der Oi!-Punk pervers sein soll oder gar muss, wäre möglich. Schließlich gehört der leibliche Genuss in jeglicher Hinsicht dazu. Das erspart auch die Notwendigkeit diesen Text mit mehr Inhalt zu füllen. Die stete Wiederholung, der repetitive Akt steht im Mittelpunkt. Der muss nicht genannt werden, er ist die Grundbewegung, ebenso das Metrum mit drei betonten und einer unbetonten Silbe, das einem flap-flap-fertig! entspricht. Dieses Zusteuern auf einen Höhepunkt wird durch die Eingangs erwähnte Songstruktur unterstützt, denn vor der finalen vierfachen Wiedergabe von Oi! Punk-Pervers wird der Vers von der Variante Oi!-Oi!-Oi!-Punk pervers zweimal wiederholt eingeleitet, was dann der ungezügelten Explosion eines Koitus entspricht.

Der Vers ist somit schlicht und sinnstiftend. Er kann auch unter erheblichem Genussmitteleinfluss stets wiedergegeben werden. Im Song selbst wird er durch einen  Ooh-Oh-Ooh-Chor unterstützt, was einer bedingungslosen Bejahung gleichkommt. So bildet dieser dadaistische Song quasi ein Glaubensbekenntnis, dass Punks und Skinheads unpolitisch eint.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*