Ruhrpott-Rodeo: Es gibt noch eine Tageskasse

Für Berufs- und Kulturpessimisten wie mich wiegen die Gründe dagegen gar nicht mal so schwer.
So weiß der werte Leser natürlich, dass das Ruhrpott Rodeo in erster Linie für Bands ist, die für Stadionrock noch nicht schlecht genug sind, aber gerne doch so etwas ähnliches erleben möchten. Fotos von Verbeugungen mit Fans im Rücken zeugen auf deren Profilen und Coverrückseiten sowie Textblättern. Regelmäßig sind es auch Posts nach Konzerten, wo die Band sich für den „mega Abend“ mit einem „ihr wart super“ bedankt. Das gefällt dem gemeinen Festivalbesucher, der so einen Brotkrumen für seine Anwesenheit inklusive des obligatorischen Hände-überm-Kopf-Klatschens bekommt. All das kann ich mir mit Sicherheit bestätigen lassen. Und ich hoffe, dass die großen Bands des Festivals wie DETLEF, FRONT, DISTRICT, KNOCHENFABRIK, PASCOW und KOMMANDO MARLIES sich nicht Lumpen lassen und liefern.
Und natürlich stimmt es, dass sich 80% der auftretenden Bands in meiner Playlist des Schreckens befinden. Und es stimmt, dass das vermutlich auch noch die größten Hits für das Gros der Leute sein werden. Es ist also zu erwarten, dass ich mich 100% in meinen Urteilen bestätigt werden sehe. Aber natürlich stimmt es, Hand auf’s Herz, dass ich auch einmal sehr jung war und von den heutigen Schunkelpunks und ihren Songs geprägt wurde. Und vielleicht spielen SLIME ja ‚Linke Spießer‘ oder ‚Zu kalt‘ und WIZO ‚Unemployed‘ oder ‚Kadett B‘. Und dass SOCIAL DISTORTION den Soundtrack dafür lieferten, wie ich einst ein Wagnis einging und mit Micha ohne Netz und doppelten Boden ebenfalls von und mit genau diesem Punk zu leben, ist mir heute noch in die Haut eingeritzt. Für mich alten Sack ist es also eine Zeitreise in die verklärten 80er/90er-Jahre. Und ich hoffe, dass Mike Ness nicht wieder den Professor Hastig macht.


Und natürlich sind da Hinz und Kunz, die ich mich freue zu sehen. Kaum zu glauben, wieviel Klebstoff an dieser Musik klebt. Mehr Leute treffen geht gar nicht!

Und möglich macht das der Alex, der immer wieder ein Risiko eingeht. Schon mit seinem ersten Rodeo in Gelsenkirchen schrammte er gewiss an einer Insolvenz entlang, was er aber mit seinem jungenhaften Lächeln wegwischte, wenn ich ihn darauf ansprach. Heute ist alles etwas größer und professioneller, aber man muss nur mal zusammenzählen, welche Bands in welcher Anzahl dort spielen und wieviel Eintrittsgelder es zu verteilen gibt. Auch ohne Coronaausfälle der letzten Jahre fällt es mir als gelerntem Kaufmann schwer nachzuvollziehen, wie man diese Veranstaltung inklusive Logistik davon stemmen kann.
Es gibt also keinen Grund, nicht dort seine Aufwartung zu machen. Selbst das Wetter ist jetzt gut! Kurzentschlossene kriegen an der Tageskasse noch Karten. Mit dem Restgeld trinkt ihr ordentlich Bier oder Sprudel und kauft den sympathischen Labels, Mailordern und Merchandisern die Stände leer, damit diese nicht auch so enden wie ich.
Und meckern, maulen und granteln geht vor Ort natürlich trotzdem!

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*