Ox vs. Plastic Bomb 180 zu 131

Der neueste heiße Scheiß im Print 

Das Ox bleibt die hilfreichste Handreichung, um über Punk- oder Hardcore-Musik auf dem neuesten Stand zu bleiben. Hängen bleiben die folgenden Dinge von 164 Seiten:

Dennis Lyxzen macht es wie ich, schaut lieber alte DVD anstatt sich von Streaming Diensten füttern zu lassen. Ist wohl so ein alte-Leute-Ding, beruhigt aber.

Kalle Stilles Stimme der Vernunft ist immer wieder für einen großen Lacher gut, brillante Idee mit dem Superheldenfilm mit Käpt MAGA und Teslaboy an dessen Ende der Wokelord und das Sozialismusgirl besiegt werden müssen. Da geht das Kopfkino los und ich stelle mir die Deutsche Version vor: Produzent, Regie und Hauptdarsteller natürlich Till Schweiger: Befreit werden muss der greise Dieter Hallervorden aus den Klauen einer K-Gruppe des Deep States, die maßgeblich von den Grünen und der Linken gesteuert wird. Egal, dass das noch nicht rund ist, daraus lässt sich ein blockbusternderen Plott spinnen!

Tom hat Glück, dass eine von ihm verweigerte Antibiotika-Behandlung nicht zu seinem Tod führt und fährt in den Elsas. Bemerkenswert auch, dass im ganzen Artikel keinmal das Wort Ouzo fällt.

Dann natürlich Feine Sahne Fischfilet. Tja, außer dass sie die Fahne der Demokratie hochhalten, kann ich damit ja nichts anfangen. Als Pädagoge finde ich das gut, als Ästhet … nun ja… vielleicht braucht es Bands wie FSF, um die Welt zu retten.

The Apostles und britischer Anarchopunk… Alter! Wenn es Musik gibt, vor der ich immer weggerannt bin, dann diese. Ich guck nur ganz kurz rein, lese Oi! Polloi, Amebix, Crass und Conflict… dann vielleicht doch lieber Feine Sahne Fischfilet. Stachelhaare waren schon immer das Schlimmste!

Das Ruhrpott Rodeo ist ja auch so ein Festival, auf dem sich neben all den netten Menschen, die schlechtesten Bands des Jahres versammeln. Kaum ein Widerspruch ist größer als mein Besuch beim Rodeo: Bands, die während meiner Kindheit schon genauso schlecht waren, mir aber mein Leben gerettet haben und neue Bands, die unbedingt genauso klingen, wie all die alten Bands. Trotzdem ist das Festival vermutlich das wichtigste existente große kleine Festival der Punk-Szene. Und ich kann euch sagen, das, was Alex hier auf vier Seiten selber über die einzelnen Festivals schreibt, ist authentisch: er schreibt frei von der Leber weg, was ihm da so alles durch den Kopf geht. Da ist kein Hauch Marketing-Sprech dabei.

Der Artikel zum Alter der Headliner auf den großen Festivals (die meisten sind 30 oder mehr Jahre im Geschäft) ließe sich auch mit dem Fazit: Irgendwann sind wir alle tot schließen.

Apropos: Die Schwarzen Schafe machen nun am 20.12. auch Schluss, nach 40 Jahren. Kann man sich irgendwie nicht vorstellen, aber ist vorerst wohl so. Gitarrist Volker vom AK47 wird gleich darauf von Armin interviewt. Sympathischer Mann. Die Böslinge erzählen von gestern, was ich kurz überfliege, weil ich „Scheiß Kibarei“ natürlich groß finde.

Ziemlich interessant ist dann das Erhard Grundl – Interview, der kurz vor Ende seiner zweiten Legislaturperiode über seine Arbeit, unter anderem im Kulturausschuss erzählt. Zwar nicht besonders überraschend, aber genau die Art von Artikeln, von denen ich gerne mehr im Ox lesen würde, sind solche wie die Kolumne „Augenhöhe“ von Jannes von Richthofen, der Gründe für psychische Erkrankungen bei Musikern zusammenträgt.

Bandinterviews hingegen sind sonst einfach langweilig! Wenn ich die VERLIERER nicht gehört hätte, würde ich mir nach dem Interview niemals eine Platte von denen anhören wollen. Gleiches gilt für Das Aus der Jugend: die machen immerhin Werbung für den Sehnsuchtsort Freiburg. Aber muss man das noch?  

Könnte man Bands nicht einfach ein Bild malen lassen und das unkommentiert veröffentlichen. Ich glaube, das würde mir Spaß machen.

Und nun das Plastic Bomb 

Ja, kommen wir zum Plastic Bomb. Die 131 wirkt erst einmal wieder mehr aus einem Guss und nicht so lieblos hingeklatscht wie die Hefte davor. Musikalische Neuentdeckungen macht man in dem Heft ja eher nicht. So finden sich auf dem Cover Team Scheisse und Badcop Badcop. Letztere bekommen ein ziemlich intensives Feature und reden unter anderem vom Älterwerden als Frau im Business. Zweimal gibt es guten alten gelebten Nonkonformismus. Bei Buster Shuffle reicht es noch zu einem Interview, bei den Viagra Boys eben nicht. Da sieht man mal, wie schwierig es ist, interessante Interviews zu bekommen.

Leichter ist es dann mit Team Scheisse, die sagen nämlich Team Scheisse-Sachen. Ich frage mich: Regt mich das jetzt auf, wenn die über das Publikum von Eisenpimmel reden? Antwort: Nein, genauso wenig wie andere Clickbaiting-Geschichten. Wenn man die in eine ernsthafte Auseinandersetzung schicken würde, würden alle nur aneinander vorbeireden und am Ende recht gehabt haben. Zeit, dass sich die Gemüter etwas abkühlen. Außerdem retten sie vielleicht mit Feine Sahne Fischfilet zusammen die Welt.

Zusammen könnten wir das tun, indem wir mehr das Fediverse nutzen, um unsere Social Media-Sucht zu befriedigen. Ich mache ja selbst immer wieder Versuche, aus dem zuckerberg’schen Metaverse auszubrechen. Allein fehlt mir die Geduld! Ich werde trotzdem nochmal einen Mastodon-Versuch wagen, notiere ich hier. Ein BDSM-Artikel? Hätte interessant sein können, aber der Autor arbeitet sich an den augenscheinlichen Erscheinungen im Punk ab. Dass man in dieser Szene auch extrem empfindlich ist… nun ja, Aufarbeitung tut wohl Not.

Was sonst noch? Punk aus der Provinz mit dem Rubberhead Fanzine und die junge-Leute-Feature-Geschichte ‚21st Century Digital Punks‘. Ich persönlich finde den Gedanken ja eher tröstlich, dass Punk auf biologischem Weg endlich ausstirbt. Junge Leute können ja so viel Schönes tun, anstatt das Genre beim Verwesen zu stören. Aber ich weiß, andere brauchen diese Art der Selbstvergewisserung.

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