30 Jahre DIE STRAFE müssen sein

Als Duisburger blicke man mit Neid auf die Essener, Mülheimer und Oberhausener, so sagt man. Schließlich haben diese Städte soviel Kultur zu bieten. Aber das ist nur Teil der Wahrheit, denn, und dieser Stachel sitzt wirklich tief, selbst Mönchengladbach hat alles, was es hier nicht gibt: Bundesligafußball, ein funktionierendes Schwimmbad und eine, wenn auch überalterte, Kulturszene. Bolten ist dort ein genießbares Bier, statt für Pappbrötchen zu bürgen. Hach, ich komm gar nicht raus aus dem Schwärmen! Dass man dort auch noch EA80 hat, davon will ich gar nicht reden. Wir wären schon mit DIE STRAFE zufrieden, aber selbst die möchten nicht rübermachen. Ja, ja, Strafe muss sein. Fragt sich nur, wofür? Also fuhren Marion und ich rüber ins Land, wo Milch und Honig fließen, um der STRAFE beim Feiern des 30jährigen Bandjubiläums  im Projekt 42 zuzusehen. Vorbei an den Häusern der Reichen geht es zügig zur Partymeile der Gladbacher, die so einladend wirkt, wie es die Düsseldorfer Altstadt gerne täte. Der letzte Besuch in das Oberzentrum an der Niers war noch ein paar Meter weiter vom Zentrum entfernt im supersympathische Kultube und hier eröffneten Die Strafe noch mit dem Kalauer ‚Wir sind die Coronas aus Heinsberg‘ und zur Bestrafung lag ein paar Wochen später das ganz Land still.

Ob es ein neues Superspreader-Ereignis wird, werden wir sehen. 250 Gäste aus aller Welt gaben sich ihr Stelldichein, um zu sehen, was der Mensch alles in 30 Jahren zu schaffen in der Lage ist.

 

PEPPONE aus der Zone machte den Auftakt: Und dafür, dass  sie die blühenden Landschaften rund um Magdeburg gerade erst verlassen hatten, wirkten sie erstaunlich frisch und rannten beim Publikum offene Türen ein. Beschwingtes Mitwippen und mehr als  höflicher Applaus begleiten ihren sentimentalen Mitreiß-Postpunk. Und ich schreibe auf, dass ich mir die ‚Besten Aussichten‘ demnächst unbedingt mal wieder gönne. Das wird nicht leicht, denke ich mir, nachdem ich geistig mal wieder beschließe, den Kalimandscharo wirklich auch mal zu bezwingen. Ähnlich dachten wohl auch DIE STRAFE, denn aufgeregt ist ja gar kein Ausdruck: Wie sie durch die Gegend hüpften, hier Hände schüttelten, da schnell noch ein paar Rum-Cola reingossen, das war schon süß. Bei der Kleiderwahl schienen sie auch nicht ganz so glücklich zu sein. Synthetikhemden und Anzüge, hm wenn das mal gut gehen würde. Vielleicht hätte man mit DETLEF aus der Bruderstadt Köln da über Bühnentemperatur in Relation zu Körpergewicht, Alter, Bewegung und Synthetik mal in Austausch treten sollen.  Aber das Publikum weiß ja, was es heißt, wenn eine Band spielt in der Stadt, die DIE STRAFE heißt, und bekam exakt das. Einen neuen Song von der für 2037 angekündigten Platte gleich zu Beginn. Ob er gut ist, entscheide ich nach der Studioversion, denn live spielt das überhaupt keine Rolle. Der Mob ist dankbar und feiert jeden Verspieler frenetisch. Hits aller 30 Jahre wie ‚Himmel hilft nicht‘, ‚Pessimistenlied‘, ‚Optimistenlied‘, ‚Gießen‘, ‚Henry mit dem Spaten‘ und natürlich ‚Strafe muss sein‘. Das einzige Mal, als Budde hüpft, reißt der Bassgurt und das gleich passiert Nico bei seinem Auftritt als Gastbasser ohne zu hüpfen. Und nachdem er Kai das dritte Mal reißt, erbarmen sich PEPPONE und verleihen ihren kostbaren Viersaiter. Die Band schwitzt schon nach einer Minute und bereut 15 Sekunden später, diese Anzüge zu tragen. Die Schminke läuft Kai in de Augen und Knippi sieht ein wenig aus wie ein Pandabär. Mit den Magdeburgern im Vorprogramm haben sich die Jungs auch ordentlich Pogo und Bewegung eingekauft. Die Songs werden mitgesungen und Verspieler per Beschwerdemail geahndet. Hach, wat schön! So muss Punk, der nicht perfekt aufgepustet daherkommt, klingen. Dafür lieben wir DIE STRAFE, die wohl lustigste Düsterpunkband der Welt. Am Merchandise dann schnell noch das letzte Ostgeld losgeworden und ab, an den Häusern der Reichen vorbei, zurück nach Duisburch!

Schicke Decke im Topladen!

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