Fondermann & Gebhardt: Freitag, der Dreißigste Hörbuch

(www.gebhardt.fondermann.de)

Der gute Abel versucht sich ja schon seit geraumer Zeit als Autor und hat bereits zwei Coming of Age-Romane veröffentlicht. Diesmal schreibt er zusammen mit Ritchy Fondermann und bleibt dem Genre weitestgehend treu. Ausgangspunkt ist allerdings diesmal eine Familientragödie, die die junge Sascha zunächst in die Großstadt Hamburg und den hiesigen Kiez treibt, wo sie ihr Herz an den ebenfalls suchenden Robert (Robby) verliert. Dabei sind Motive und Lebensentwürfe auf viele Weisen klischeebeladen und stereotyp. Robby ist erfolgloser DJ, der eine Karriere als Fotograf beginnt und Sascha, die eigentlich in Münster studieren wollte, dann aber in Hamburg hängenbeibt, um dort als Krankenschwester zu arbeiten. Das Leben rund um die Reeperbahn wird recht amüsant beschrieben und das eine oder andere Werturteil über Gentrifizierungstendenzen und Hipster fließt ein. Damit es nicht langweilig wird, haben die Autoren die Liebesgeschichte die Handlungsstränge geschickt multiperspektivisch miteinander  verwoben und auch noch eine kleine Geschichte um eine Liebeseiche eingebaut, die dem Ganzen einen weiteren doppelten Boden gibt. Dazu gibt es allerlei auflockernde Auftritte von Nebenfiguren, wie dem Heizungsableser, dem schwulen Kollegen Saschas und dem Kneipenwirt. So wirken die Autoren aufkommender Langeweile entgegen, ohne hier so klassische Schenkelklopfer zu produzieren. Ja, überhaupt hängen die Wolken eher tief. Beide Figuren (auch die Autoren?)  scheinen therapieerfahren oder es zuweilen doch sehr nötig zu haben. Der Grat zwischen himmelhochjauchzendem Glück und dem Totalabsturz ist zuweilen sehr schmal. Manchmal möchte man die beiden Protagonisten auch Ohrfeigen oder ihnen etwas mehr Hirn gönnen. Da mir der Roman hier als Hörbuch vorliegt, muss ich auch erwähnen, dass das durchaus eine Glanzleistung ist, die hier produziert wurde. Beide Autoren lesen wohl selbst und werden von vielen Freunden unterstützt, die wohl nicht immer Profis sind, was der Geschichte aber auch zusätzlichen Charme verleiht.

Dass die Geschichte am Ende eine derbe Wende macht und es in Bezug auf die Suche nach Saschas Bruder noch mal Klick macht, ist ein weiteres Qualitätswerk für alle Freunde von großstädtischen Coming of Age-Romanen.

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